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Erkenne dich selbst (und andere)?
Einführung in die Philosophie der Metakognition
Sommersemester 2024 | freitags um 14:00 c.t. bis 18:00 | Prof.-Huber-Pl. 2 (V) / LEHRTURM-V002 | LSF | Lehrplan
Inhalt
Vorausgesetzt, dass man Erkenntnisse über sich selbst und andere erlangen kann, wie ist dies möglich? Mit anderen Worten, welche wesentlichen kognitiven Fähigkeiten sind erforderlich, um Selbsterkenntnis und Erkenntnis über andere Selbst zu erlangen? Der Begriff ‚Metakognition‘ bezieht sich auf das Nachdenken über das Denken, sowohl das Nachdenken über das eigene Denken als auch das Nachdenken über das Denken anderer. Allerdings ist eine präzisere Definition von Metakognition problematisch: Ist Denken die Fähigkeit, sich in (oft sprachliche oder bildbasierte) Gedanken zu vertiefen und sie zu verstehen? Oder ist Denken eher die Fähigkeit, mentales Verhalten zu antizipieren und zu kontrollieren? Die Wahl eines Begriffs positioniert einen in einer hochumstrittenen Debatte in der aktuellen Philosophie der Psychologie, nämlich der Debatte über den Ursprung der Selbsterkenntnis.
Dieses Seminar bietet eine Einführung in die Philosophie der Kognitionswissenschaft, Metakognition und die Frage nach dem Ursprung der Selbsterkenntnis. Die Studierenden werden Kompetenz im Interpretieren wissenschaftlicher Artikel aus der Perspektive der analytischen Philosophie erlangen und empirische sowie rationale Begründungen kombinieren, um philosophische Argumente für oder gegen wissenschaftliche Theorien zu unterstützen. Es werden aktuelle Themen in der Philosophie des Geistes und der Psychologie vorgestellt und diskutiert, wobei sowohl philosophische als auch wissenschaftliche Aspekte betont werden. Jeder Woche wird ein wissenschaftlicher Artikel oder ein Buchkapitel als obligatorische Lektüre zugewiesen, und die Studierenden müssen Präsentationen vorbereiten und durchführen, entweder individuell oder in Gruppen. Neben der Anleitung des Dozenten werden diese Präsentationen die Themen der jeweiligen Lektüre kritisch beleuchten. Die abschließende Bewertung erfolgt in Form eines Essays zu den im Seminar behandelten Themen.
Obwohl keine spezifischen Vorkenntnisse erforderlich sind, sind ausgezeichnete Englischkenntnisse notwendig, da die Lektüre nur auf Englisch verfügbar ist. Deutsch ist jedoch die Seminarsprache, und Diskussionen sowie der abschließende Essay werden auf Deutsch durchgeführt bzw. verfasst und eingereicht.
Veranstaltungen und Lektüren
Das Seminar ist (wie im Englischen gesagt wird) "Pre-Read Only". Das heißt: Die folgenden Lektüren sind Pflichtlektüren: Jeder muss die wöchentliche Lektüre schon gelesen haben, um am Seminar teilnehmen zu können. Bitte mindestens 3 Stunden am vorherigen Donnerstag (oder früher) fürs Seminar planen. Hier werden im Laufe der Zeit auch die Folien von den jeweiligen Präsentationen hochgeladen.
19.04.2024 - Einführung I: erste Überlegungen: Was heißt Metakognition?
Lektüre: keine (erster Tag des Seminars)
26.04.2024 - Einführung II: genauer Betrachtet: Was heißt Metakognition?
03.05.2024 - Einführung III: Was heißt Metarepresentational Metacognition?
10.05.2024 - Einführung IV: Was heißt Evaluative Metacognition?
Lektüre: [2010] Proust - Metacognition
Handout (freigegebenes Google-Doc mit Aufgaben)
17.05.2024 - Einführung V: die Debatte über den Ursprung der Selbsterkenntnis
Dorschs "Embodied Metacognition: The Role of the Body on the Path to Discovering Self-Knowledge"
Pre-Publication: Bitte nicht verteilen!
References
24.05.2024 - Chapter 1. Problems Facing a United Account of Metacognition and a Sketch of the Present Proposal.
Lektüre: Preface / Chapter 1
31.05.2024 - Chapter 2. What is Evaluative Metacognition? Proust’s Cybernetic Theory of the Animal Mind.
07.06.2024 - Chapter 3. Proust’s Case for Construing Evaluative Metacognition for a Precursor to Self-Knowledge: Epistemic Norms and Metacognitive Governance.
14.06.2024 - Sitzung fällt aus.
21.06.2024 - Chapter 4. Are Noetic Feelings Embodied? The Case for Embodied Metacognition.
Lektüre: Chapter 4
28.06.2024 - Chapter 5. Problems Facing the Defense of Evaluative Metacognition: Shea’s Metarepresentation Approach and Proust’s Cognitive Role Approach.
Lektüre: Chapter 5
05.07.2024 - Chapter 6. Embodied Metacognition: Shoring up Metacognition against the Problem of Triviality.
12.07.2024 - Chapter 7. Evaluative Metacognition and the Predictive Processing Framework: Grappling with the Origin of Self-Knowledge.
19.07.2024 - Chapter 8. The Role of the Body on the Path to Self-Knowledge: Uniting the Phylogenetic and Ontogenetic Stories about the Origin of Self-knowledge.
Lektüre: Chapter 8 / Conclusions
Information zum Leistungsnachweis
Der Leistungsnachweis von 6 ECTS Punkte wird durch einen Ф Essay (80%) UND ein Ф Referat (20%) gemacht.
[Ausnahme: EWS (Lehramt) können einen Leistungsnachweis von 3 ECTS Punkte bekommen, indem sie entweder a) einen Essay schreiben ODER b) ein Referat halten. Wenn statt eines Essays ein Referat gewählt ist, dann, falls in einer Gruppe, muss der Beitrag von jeder referierenden Person erkennbar sein (sonst kann euer Anteil nicht bewertet werden; siehe unten bei "Referat"). ]
Ф Essay
Ф 80% der Benotung.
Ф Länge: 2500 - 3000 Wörter oder 6 Seiten, und es darf nicht länger sein.
Ф Abgabedatum: der Essay muss per E-Mail an john.dorsch@lmu.de bis zum 20. 09. 2024 eingereicht werden, und er darf nicht später abgegeben werden.
Ф Thema: Studierende wählen aus 3 möglichen Fragen eine Frage, über die sie Ihren Essay schreiben. Mögliche Fragen werden im Seminar bekannt gemacht. Studierende dürfen über ein selbstgewähltes Thema schreiben, müssen aber erst das Thema mit dem Kursleiter besprechen und seine Genehmigung bekommen.
Ф Inhalt: Siehe dieses Essay-Skelett an - und sehe auch Peter Königs "Was sind Argumente?"
Ф Formatvorgaben: Nicht anonymisiert, auf Deutsch und in APA Format (i.e. Times New Roman 12, 1,5 Zeilenabstand, Blocksatz, usw.).
Ф Zitieren: Es wird (a) im Fließtext zitiert und es muss (b) ein Literaturverzeichnis geben.
(a) Zitieren im Fließtext sieht so aus (oder siehe dieses Bild an):
This response thus posits two classes of spatial representations: allocentric and egocentric (Klatzky, 1998).
(b) Und im Literaturverzeichnis sieht so aus (oder siehe jenes Bild an):
Klatzky, R. (1998). Allocentric and egocentric spatial representations: definitions, distinctions, and interconnections. Spatial Cognition, 1404, pp.1-17. https://doi.org/ 10.1007/3-540-69342-4_1
Ф Feedback: Ein Aspekt, auf den ich als Dozent stolz bin, ist es, den Studierenden ausführliches Feedback für ihre Aufsätze zu geben, damit sie sich als Schriftsteller und Philosophen verbessern können. Hier ein Beispiel.
Ф Referat
Ф 20% der Benotung.
Ф Inhalt: Referate werden in Hinsicht auf die folgenden drei Faktoren benotet: Ф I. Argumentationsanalyse, Ф II. Argumentationskritik, und Ф III. Aktives Unterrichten. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Referat alle Faktoren zeigt oder beinhaltet. Referate dürfen allein oder auch in einer Gruppe gehalten werden, aber falls in einer Gruppe, muss der Beitrag von jeder referierenden Person erkennbar sein (z.B. eine Gruppe von 3 Personen, wobei die eine Ф I macht, die zweite Ф II macht, und die dritte Ф III macht). Man muss sich bis zur dritten Woche (vor dem x.xx) im Google-Doc anmelden. Präsentationen können (müssen aber nicht) als PPT oder PDF an john.dorsch@lmu.de gesendet werden, damit sie hier hochgeladen werden können.
Ф I - Argumentationsanalyse in der Präsentation (circa 10-20min)
1. Was wird im Haupttext behauptet? Die Behauptung muss präzise reproduziert werden.
2. Was für eine Behauptung wird gemacht? Eine notwendige, hinreichende, korrelationale, kausale Beziehung zwischen X und Y?
3. Was für Begründungen werden angeführt, um die Behauptung zu untermauern? Empirische? Rationale/konzeptionelle?
4. Wie wird die Behauptung genau begründet? Die Argumentationsschritten müssen reproduziert werden: Prämissen und Schluss.
5. Was für Annahmen hat die Begründung oder das Argument? Annahmen müssen oft enthüllt werden.
Ф II - Argumentationskritik in der Präsentation (circa 10-20min)
1. Ist das Argument gültig? Vorausgesetzt, dass alle Prämissen wahr sind, kann man einwandfrei den Schluss ableiten? Wenn nicht, identifizieren Sie den Fehler / den Trugschluss: Entsteht eine Äquivokation? Teufelskreis? Falsches Dilemma?
2. Ist das Argument schlüssig? Ist das Argument gültig und sind auch alle Prämissen wahr? Wenn nicht, dann welche Prämisse(n) oder Annahme(n) sind falsch? Wieso?
3. Haben die Nachweise eine andere Auslegung oder hat die Behauptung eine andere Lösungsmethode? Wenn ja, sollte dies geschildert/skizziert werden.
Finden Sie, dass das Argument sowohl gültig als auch schlüssig ist (und die Auslegung ist auch doch die beste) ? Ziehen Sie die Möglichkeit in Betracht, dass jemand gegen dieses Argument argumentiert. Was könnte diese Person daran auszusetzen haben? Hier ist es wichtig, "intellektuelle Wohltätigkeit" zu üben - versuche, das stärkste mögliche Gegenargument anzubieten. Nachdem Sie also das stärkste mögliche Gegenargument gezeigt haben, erklären Sie, was daran falsch ist.
Ф III - Aktives Unterrichten im Referat im Großen und Ganzen (circa 45-60min)
Präsentationen sollten von zwei Aufgaben für Gruppenarbeit begleitet.
Diskussionsaufgaben bestehen immer aus zwei Teilen. Erstens werden kurze Diskussionen in kleinen Gruppen stattfinden. Zweitens wird eine große Diskussion im Seminar gehalten, welche auf die Gesamtheit von den Gruppendiskussionen bezieht.
1. Diskussion und Sammlung von Ideen, Fragen, Pro-Kontra Punkten, etc. (circa 20 - 45 min): Hier müssen Referierende erst das Thema auswählen, worüber es diskutiert wird.
2. Textanalyse und -auslegung (circa 20 - 45 min): Hier müssen verschiedene Textabschnitte aus der Lektüre von den Referierenden ausgewählt und an die Gruppen verteilt werden.
3. Begründungsanalyse (circa 10 - 20 min): Hier müssen die Referierende die Begründung (oder Begründungen) erst darstellen/skizzieren, bevor das Seminar in Gruppen aufgeteilt wird.
4. Studienanalyse und -auslegung (circa 20 - 45 min): Hier werden Gruppen entweder dieselbe Studie ODER verschiedene Studien auslegen, und die Referierende müssen sich entscheiden, wer bekommt was.
5. Debatte (circa 20 - 45 min): Das Seminar wird erst in zwei Gruppen aufgeteilt und dann wird eine Diskussionsfrage aufgestellt, z.B. "Sind epistemische Gefühle metakognitiv?" Eine Gruppe ist die "ja/dafür" Gruppe und eine ist die "nein/dagegen" Gruppe. Gebt beiden Gruppen 10 - 15 Minuten Vorbereitungszeit, bevor die Debatte anfängt. Die Referierende haben die Aufgabe, die Debatte zu moderieren und zu bestimmen, welche Gruppe die Debatte gewonnen hat (ein Gewinner muss es allerdings nicht notwendigerweise geben). Sorge dafür, dass jede Person die Gelegenheit hat, zu sprechen, und jeder sich ausreden kann. Äußerst wichtig: Respekt zeigen.
Roundtableaufgaben bestehen nur aus einem Teil. Fragen werden in der Runde gestellt (so, eins nach dem anderen), und jeder muss seinen Beitrag leisten.
6. Erste Überlegungen? (circa 5 - 10 min): Hier wirds in der Runde nach ersten Überlegungen über die wöchentliche Lektüre gefragt, und jeder muss etwas beitragen.
7. Zusammenfassen und Ergänzen: "Er/sie hat ... gesagt und ich ergänze ..." (circa 10 - 20 min): Das ist kein Memory-Spiel! Man muss nur die Ideen von einer vorherigen Person zusammenfassen und man darf diese Person selbst auswählen.
8. Umfrage (circa 5 - 10 min):
- Bei Google Forms die Umfrage kostenfrei erstellen: https://www.google.com/forms/
- Hier eine QR code dafür kostenfrei erstellen: https://www.qrcode-generator.de/
Anmeldungsformular fürs Referat
Damit ihr euch fürs Referat anmelden könnt, füllt ihr dieses Anmeldungsformular aus:
ein freigegebenes Google-Doc
Hinweis: Referate dürfen allein oder auch in einer Gruppe gehalten werden. Man muss sich bis zur dritten Woche (vor dem 03.05.) anmelden.
Videos
Dieser Abschnitt enthält Videos verschiedener Längen (2 Minuten bis 60 Minuten), die wichtige Theorien und Konzepte erklären, die für das Seminar relevant sind, wie zum Beispiel das Bayesian Brain, Cybernetics, und Epistemic Agency. Einige sind gut produzierte Animationen, andere sind Vorträge von Forscher*innen (Naturwissenschaftler*innen und analytischen Philosoph*innen).
Metacognition (self-monitoring) (17min)
Metacognition and Agency (25min)
Metacognitive Model of Curiosity (25min)
Bayesian Brain hypothesis (2min)
The Predictive Brain (60min)
False Belief Task (8min)
Cybernetics (11min)
Uncertainty Monitoring and Neuroscience of Metacognition (45min)
Mental States (5min)
Social Cognition (30min)
Embodied Cognition (12min)
Epistemic Agency and Responsibility (22min)